Lancia Nutzfahrzeuge

Rédaction : Albert Lallement  

Robustheit und Eleganz

Seit 1912 breitete Lancia seine Produktpalette durch die Herstellung von Nutzfahrzeugen in seiner Abteilung Veicoli Industriali aus. Diese Last- und Lieferwagen waren besser verarbeitet und ausgestattet als die der meisten Konkurrenten.

Mehr als sechs Jahrzehnte lang kennzeichneten sich die Nutzfahrzeuge von Lancia durch die sorgfältige Fertigung und die hochmoderne Technologie, die schon immer das Markenzeichen der Marke aus Turin waren. Nur wenige Hersteller der Oberklasse haben Luxuslimousinen, Lastkraftwagen und Busse mit einer derartigen Raffinesse gebaut wie Lancia. Der bedeutende finanzielle Aspekt des Angebots wurde zum großen Teil durch den unübertroffenen Standard und die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge kompensiert. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine industrielle Erfolgsgeschichte, die die Kernidentität der Marke widerspiegelt.

Der Beta Typ Z war der leichteste Lancia-LKW (4 Tonnen), von dem zwischen 1950 und 1961 7.734 Stück hergestellt wurden. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

Viele Lancia-Liebhaber haben möglicherweise nicht gewusst, dass der Turiner Hersteller neben Sportwagen mit brillanter Mechanik auch eine Reihe ebenso leistungsstarker und eleganter Lastwagen und Nutzfahrzeuge produzierte. Ursprünglich war es das Ziel, eine parallele Produktpalette von Fahrzeugen zu produzieren, um das Geschäft und die Finanzen des Unternehmens zu unterstützen, doch Lancias Industrie- und Nutzfahrzeuge entwickelten sich zu Modellen, die mit Herstellern konkurrieren konnten, deren Kerngeschäft Industriefahrzeuge waren.

Die Reisebusse Lancia 703 ESATAU wurden ab 1957 von unabhängigen Karosseriebauern wie Bianchi produziert. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

MILITÄRISCHE ANFORDERUNGEN 

Nur sechs Jahre nach seiner Gründung in Turin in 1906 wurde die Abteilung Veicoli Industriali eingerichtet, um eine Anfrage der italienischen Armee zu erfüllen, die Nutzfahrzeuge für den Kolonialeinsatz in Libyen benötigte. In 1915 wurde die Lancia-Fabrik für die Kriegsanstrengungen verpflichtet zur Lieferung von Theta-Fahrgestellen, die zu Kommandowagen umgebaut wurden, sowie von leichten Nutzfahrzeugen des Typs 1.ZM, die später in Jota und Djota (kurze Fahrgestelle) umgetauft wurden und zum Ziehen von Artillerie, zum Transport von Truppen und auch als Ambulanzfahrzeuge eingesetzt wurden.

Diese Anpassungen sollten ein regelmäßiges Merkmal der Industrie- und Nutzfahrzeugpalette von Lancia bleiben. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte Lancia diese Aktivität weiter aus und bündelte diese Aktivitäten in einer Fabrik in Bozen, die 1935 gebaut wurde. Hier wurden bis 1937 die sehr erfolgreichen Omicron-Kraftwagen sowie eine Reihe von Mehrzweck-LKWs vom Ro 265 bis zum 3Ro gebaut, die bis 1949 hergestellt wurden. Parallel dazu wurde von 1942 bis 1946 die Militär-LKW-Serie Esaro hergestellt.

Neben der eigenen Palette von Nutzfahrzeugen vermarktete Lancia Veicoli Industriali auch reine Fahrgestelle, wie diesen ESATAU P mit Doppelachse. Diese wurden dann an spezialisierte Montagebetriebe verkauft. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

DIE WERKSTATT IN BOZEN 

Die älteste Lancia-Fabrik war in Borgo San Paolo, einem Stadtteil von Turin. Ab 1911 war diese Produktionsstätte auch der Hauptsitz des Unternehmens, bis sie 1969 von Fiat übernommen wurde. Wie viele andere italienische Automobilhersteller musste auch Vincenzo Lancia in der Zwischenkriegszeit den Aufforderungen der faschistischen Regierung folgen, im Rahmen eines umfassenden wirtschaftlichen Verstaatlichungsplans Produktionsstätten in bestimmten Regionen zu eröffnen, die dem italienischen Staat in 1919 einverleibt worden waren. Im März 1935 wurde in Bozen in der Region Trentino-Südtirol (ehemals Südtirol), nahe der österreichischen Grenze, ein Grundstück für den Bau einer neuen Fabrik erworben.

Das Bozener Werk wurde im Juni 1937 in Betrieb genommen, und die Abteilung Nutzfahrzeuge der Lancia Veicoli Industriali wurde schrittweise nach Bozen transferiert, um den Druck auf das Turiner Werk zu reduzieren. Neben der Gießerei und den Bearbeitungs- und Montagewerkstätten wurde in Bozen auch ein Teil der Aktivitäten der Karosseriefirma Officine Viberti untergebracht. Dieses Unternehmen war auf den Bau von Anhängern und die Ausstattung von Fahrzeugen spezialisiert, die im Straßenverkehr eingesetzt werden. In kurzer Zeit entwickelte sich die Fabrik zum exklusiven Lancia-Produktionsstandort für die Fertigung von Lastwagen, Busfahrgestellen und Militärfahrzeugen der Marke.

In diesem Zeitraum gab es auch wichtige Entwicklungen in der Maschinenbauabteilung, die es beispielsweise ermöglichten, die Lancia-Nutzfahrzeugpalette schneller auf Dieselmotoren umzustellen. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte das Bozener Werk Fahrzeuge für die Armee und war ab 1942 ein strategisches Ziel der alliierten Luftangriffe. Die Produktion kam in 1943 endgültig zum Stillstand, als der Standort teilweise zerstört wurde. Die Produktion wurde Ende 1945, als der Frieden wiederhergestellt war, langsam wieder normalisiert.

Die Lkw-Baureihe Esadelta mit Kabinenfahrgestell wurde von 1959 bis 1971 hergestellt. Der Esadelta wurde von einem Reihen-6-Zylinder-Motor mit Hubraum von 8,2 Litern angetrieben. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

EINE RENOMMIERTE PRODUKTPALETTE 

Im Laufe der Jahre übernahm die Fabrik in Borgo San Paolo die Produktion von leichten Nutzfahrzeugen und Lieferwagen, wobei viele davon auf den Pkw-Fahrgestellen der Marke basierten, aber der Standort Bozen konzentrierte sich vor allem auf die Produktion von Lastkraftwagen, was auch heute noch der Fall ist. Einige dieser Modelle wurden zu Maßstäben in ihrem Bereich, selbst wenn sie aus finanzieller Hinsicht nicht immer die günstigsten waren. Doch Lancia-Qualität hat ihren Preis, ob es sich nun um eine Luxuslimousine, einen Krankenwagen oder einen Bus handelt..

Das Modell Esatau, von dem zwischen 1947 und 1963 13.262 Stück produziert wurden, war der größte kommerzielle Erfolg der Lancia-LKW-Reihe nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gab zahlreiche Versionen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 14 und 18 Tonnen, mit zwei oder drei Achsen und Rechtslenkung, die als Basis für Busse, Reisebusse, Oberleitungsbusse, Müllwagen, Militär- und Feuerwehrfahrzeuge usw. dienten. Die Produktion von Lancia-Nutzfahrzeugen wie dem Esadelta und dem Esagamma wurde in den zwei Jahren nach der Integration der Marke in den Fiat-Konzern stillgelegt. Trotzdem produzierte Lancia Veicoli Industriali auch nach der Eingliederung in die neue IVECO-Gruppe in 1974 weiterhin spezifische Fahrzeuge: militärische Geländewagen, Busse und Transportfahrzeuge sowie Feuerwehrfahrzeuge. Der Konzern wurde in Fiat Veicoli Industriali eingegliedert und diese speziellen Modelle von einem neuen, separaten Unternehmenszweig mit dem Namen Lancia Veicoli Speciali hergestellt.

Der in 1937 gegründete Produktionsstandort Bozen umfasste nicht nur die Produktionsstätte, sondern auch eine firmeneigene Schule zur Ausbildung der Arbeiter, eine Bibliothek und Forschungslabors. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

Omicron-Busse

Dieser Omnibus, der von 1928 bis 1935 (mehr als 600 Modelle) hergestellt wurde, war mit verschiedenen Ausführungen von Karosserien ausgestattet, die ausschließlich von Fratelli Macchi und Carminati hergestellt wurden. Durch den Einsatz auf Strecken durch die Wüsten Algeriens und des Sudan erwarb es sich einen Ruf als robuster Bus. Das Omicron-Fahrgestell war in drei Versionen erhältlich: C und L, mit einem Radstand von 830 cm bzw. 953 cm. Es hatte zwei Achsen, wobei es auch eine dreiachsige Variante gab. Angetrieben wird er von einem Lancia 6-Zylinder-Motor Typ 77 mit 7 Litern Hubraum und 93 PS. Im Jahr 1934 wurde er mit einem 5-Zylinder-Dieselmotor mit 6,8 Litern Hubraum und 96 PS ausgestattet, der gemeinsam mit dem deutschen Flugzeughersteller Junkers entwickelt worden war.

DAS ERSTE NUTZFAHRZEUG

Das allererste von Lancia Veicoli Industriali hergestellte Nutzfahrzeug war ein gepanzertes selbstfahrendes Fahrzeug des Typs 1.Z, von dem die Königliche Italienische Armee in 1912 20 Stück bestellte. Der Prototyp wurde in Zusammenarbeit mit Ansaldo auf der Grundlage eines Zeta 12/15 PS-Fahrgestells entwickelt. Nach einem ersten Einsatz in Libyen wurden später etwa 150 Stück in der Schlacht am Isonzo in 1915 und in der Schlacht von Vittorio Veneto in 1918 eingesetzt (Version 1.ZM). Nach dem Krieg wurde der Lancia 1.Z bei den Carabinieri und der Königlichen Garde verwendet. Er wurde von einem 4-Zylinder-Motor von Lancia mit 4,9 Litern Hubraum und 60 PS angetrieben. Trotz seines Gewichts von 5,4 Tonnen konnte er dank seiner 6,5 mm starken Spezialpanzerung eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h erreichen. Er war mit drei Maxim-Maschinengewehren ausgestattett, die auf zwei übereinander angeordneten Geschütztürmen montiert waren.

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