Lancia Aurelia B24

Rédaction : Albert Lallement  

EIN SPIDER FÜR AMERIKA

Der Lancia Aurelia wurde fünf Jahre nach der Limousine als Kabriolett präsentiert und gilt als eines der Meisterwerke des Autodesigns seiner Zeit.

Die Vereinigten Staaten, insbesondere die Westküste, waren schon immer ein sehr dynamischer Markt für Kabrioletts. Seit 1954 wurde Lancia von Max Hoffman, einem großen amerikanischen Importeur europäischer Sportwagen, regelmäßig gebeten, eine Spider-Version des Aurelia zu entwickeln. Dieses Modell, das zunächst Spider B24 hieß, war auf der anderen Seite des Atlantiks so erfolgreich, dass es den Spitznamen Spider America bekam.

Die außerordentlich klare Linienführung der Karosserie mit dem stilvollen Kühlergrill, der sich vom Lufteinlass auf der Motorhaube aus erstreckt. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

Der Spider Aurelia B24 wurde vor allem für den amerikanischen Markt entwickelt und war das Ergebnis einer loyalen und langjährigen Zusammenarbeit zwischen zwei renommierten Turiner Unternehmen, Lancia und dem Karosseriebauer Pinin Farina. Mit diesem neuen Modell setzten die beiden Unternehmen erneut auf das Paradoxon von Innovation und Klassizismus, das ihnen bereits so oft gelungen war. Doch dieses Mal resultierte ihr lateinisches Temperament in einem sportlichen Kabriolett, einer Rarität in seiner Kategorie, die zu einer Ikone aus dem italienischen Karosseriebau der Nachkriegszeit werden sollte.

Die Linien des Aurelia B24 erinnern an die des Alfa Romeo Giulietta Spider, ein weiteres Meisterwerk von Pinin Farina. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

PRODUZIERT FÜR DEN AMERIKANISCHEN MARKT

Der besondere Charme dieses Autos wurde einige Jahre später in dem von Dino Risi 1962 gedrehten Film "Le Fanfaron" gezeigt, in dem Vittorio Gassman an der Seite von Maurice Trintignant ein B24 Aurelia Cabriolet fährt. Die Geschichte des Aurelia Spider begann, als Max Hoffman, Vertreter mehrerer europäischer Marken, die Begeisterung amerikanischer Kunden für britische Roadster wie den Jaguar XK120 und den MG TD spürte, für den es in den Vereinigten Staaten keine Alternative gab. Er überzeugte zunächst BMW, den 507 Roadster zu produzieren, und überredete dann Gianni Lancia, eine Spider-Version des phänomenalen B20 Coupé GT zu entwickeln, der bereits seit 1951 an internationalen Rallyes teilgenommen hatte. Der Sohn von Vincenzo Lancia akzeptierte Hoffmans Argumente und beauftragte die Carrozzeria Pinin Farina mit dem Bau eines Cabriolets auf der Basis des B20 GT-Chassis, dessen Radstand zu diesem Zweck um 20 cm verkürzt wurde.

Um die Kunden jenseits des Atlantiks anzusprechen, stattet Pinin Farina den ersten Aurelia B24 Spider mit der typisch amerikanischen Panoramawindschutzscheibe aus, die der Chevrolet Corvette ab 1953 so erfolgreich gemacht hatte. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © © Lancia D.R.

VOM SPIDER ZUM KABRIOLETT 

Der erste Prototyp, der PF200, wurde von Francesco Martinengo bei Pinin Farina entworfen. Im Gegensatz zu den GTs sollten die offenen Versionen des Aurelia die Signatur des Turiner Karosseriebauers zeigen. Im Januar 1955 wurde der zunächst als Lancia Aurelia GT 2500 Spider genannte Auto offiziell auf der Automesse in Brüssel vorgestellt und im März darauf auf der Genfer Automesse mit dem Namen Spider B24. Seine um 6 cm niedrigere Silhouette, die elegant geschwungenen hinteren Kotflügel und die erstaunliche "Panorama"-Windschutzscheibe, eine Referenz an die amerikanischen Designer jener Zeit, verursachten eine Sensation auf dem Lancia-Stand. 

Der Großteil der Autos aus der ersten Produktionsserie überquerte tatsächlich den Atlantik, so dass der Lancia Spider bald den Spitznamen "Amerika" bekam. Diese erste Version war ein eher spartanischer Sportwagen mit Türen ohne Griffe und herausnehmbaren Seitenfenstern. Die europäischen Kunden wünschten sich mehr Komfort und so wurde 1956 eine modifizierte Version, das Cabriolet, angeboten. Sie verfügte über einen größeren Fahrgastraum, größere Türen mit Griffen und Klappfenster mit Deflektoren. Außerdem hatte es eine neue konventionelle Windschutzscheibe und gerade, einteilige Stoßdämpfer, wodurch es viel von seinem Charme verlor...

Um die Motorhaube des B24, hier ein Modell von 1957, tiefer positionieren zu können, wurden der Luftfilter, der Ventilator und die Wasserpumpe abgesenkt. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

EIN AUSSERGEWÖHNLICHES KABRIOLETT 

Zu einer Zeit, als viele Spider und Roadster einfach nur hübsch aussahen, hatte der Lancia B24 einen sehr sportlichen Charakter und übernahm den Antrieb der vierten Serie des B20 Coupé GT mit einem 2.451 cm3 großen V6-Motor, der 118 PS leistete und ein maximales Drehmoment von 18,5 mkg bei 3.500 U/min lieferte. Neben der Serienproduktion wurden eine Reihe von speziellen und außergewöhnlichen Karosserien des Lancia B24 von privaten Designern entworfen. Den Anfang machte das von Pinin Farina auf der Automobilmesse 1957 in Genf präsentierte Kabriolett, das einige Zeit später von Brigitte Bardot gekauft wurde. Es wird erzählt, dass die berühmte Schauspielerin das Auto in einem zarten Rosé-Ton umlackieren ließ... Auf dem nachfolgenden Genfer Salon stellte auch die Turiner Karosseriefirma Vignale ein Kabriolett mit dem Namen Raggio Azzuro II vor, das sie in Zusammenarbeit mit Enrico Nardi und Giovanni Michelotti entworfen hatte. Eine der bekanntesten Sonderkarosserien wurde 1958 auf Initiative des italienischen Bildhauers Umberto Mastroianni, dem Onkel des Schauspielers Marcello Mastroianni, entworfen.

Von außen zeichnete sich die 1957er Kabriolett-Version durch gerade Stoßstangen und größere Türen aus, die den Fahrgastraum besser zugänglich machten.© IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.

Datenblatt

Lancia Aurelia B24 Spider (1955)

•  Motor: Lancia (Typ B24), 6-Zylinder 60° V-Twin, vorne längs 

•  Hubraum: 2.451 cm3 

•  Bohrung x Hub: 78 mm x 85,5 mm 

•  Leistung: 118 PS bei 5.300 U/min 

•  Kraftstoff: 1 Weber 40 DCZ5 Doppelvergaser 

•  Zündung: Batterie (12 Volt), Zündspule und Marelli-Verteiler 

•  Steuerzeiten: zentrale Nockenwelle, Stangen und Kipphebel, 2 hängende Ventile pro Zylinder 

•  Getriebe: Hinterradantrieb, 4-Gang-Getriebe + M.A. 

•  Reifen: 165 x 400 (vorne und hinten) 

•  Bremsen: Trommeln (Durchmesser 300 mm vorne und 280 mm hinten), hydraulisch betätigt 

•  Länge: 4200 mm 

•  Breite: 1550 mm 

•  Höhe: 1500 mm 

•  Radstand: 2450 mm 

•  Spurweite vorne: 1290 mm 

•  Spurweite hinten: 1300 mm 

•  Gewicht (leer): 1.060 kg 

•  Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

PRODUKTIONSZAHLEN UND WETTBEWERB

Zwischen 1950 und 1958 wurde der Lancia Aurelia in einer Gesamtzahl von 17.336 Stück produziert, davon waren 761 Kabrioletts. Von Dezember 1954 bis Oktober 1955 wurden 240 Exemplare der ersten Serie, genannt B24 Spider, hergestellt, davon 181 in der Version B24S mit Linkslenkung (S für sinistra, "links" auf Italienisch). Von der zweiten Serie, dem B24S Kabriolett, wurden zwischen Juli und Dezember 1956 150 Stück produziert. Die dritte und letzte Serie des B24 Kabrio wurde zwischen Januar 1957 und Dezember 1958 in 371 Exemplaren hergestellt. Im Jahr 1954 wurden auch zwei Vorserienmodelle gebaut. Seine wichtigsten Wettbewerber waren europäische, vor allem britische Modelle, wie der Jaguar XK 140, der Triumph TR3 Roadster und der Austin Healey 100/6. Außerdem konkurrierte er mit dem Alfa Romeo Giulietta Spider 1300 und dem Mercedes 190 SL Roadster. Trotz seines hohen Verkaufspreises (fast doppelt so hoch wie der eines Cadillac Eldorado!) fand der B24 vor allem in den Vereinigten Staaten problemlos ein Publikum.

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