06/06/2023
DIE KLEINE SCHWESTER DER AURELIA
Author : Rédaction : Albert Lallement
Read moreAb 1956 übertrug Lancia die Produktion von speziellen Appia-Karosserien an unabhängige Unternehmen wie Pinin Farina, die eine kleine Serie von Sportcoupés herstellten © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
Die 50er Jahre waren für die Automobilhersteller eine Zeit größter Aufregung, da sie versuchten, ihre Produktionsanlagen wieder anzukurbeln. Wirtschaftlich stand viel auf dem Spiel, sowohl für die prestigeträchtigen Modelle als auch für die populären Autos, die im Alltag eine immer wichtigere Rolle spielten. Das Auto wurde als Symbol für Emanzipation, Freiheit und sozialen Erfolg gesehen. Aus diesem Grund beschloss Lancia im Frühjahr 1953, einen Nachfolger für den Ardea auf den Markt zu bringen.
In diesem Katalog aus dem Jahr 1953 wird der Lancia Appia als kompakte Familienlimousine präsentiert, deren Linienführung der des Aurelia B10 sehr ähnlich ist. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
EINSTIEGSMODELL
Dieses neue Modell mit dem Namen Appia wurde auf dem 35. Internationalen Automobilsalon von Turin im April 1953 vorgestellt. Der Appia konkurrierte mit dem Austin A40, dem Fiat 1100-103, dem Peugeot 203, dem Simca Aronde, dem Opel Olympia Rekord und dem Ford Consul als eine der kompaktesten Limousinen auf dem Markt. Gianni Lancia, der 1937 nach dem Tod von Vincenzo, dem Gründer der Marke, die Leitung des Unternehmens übernahm, beschloss, der Einführung des Aurelia im Jahr 1950 Vorrang zu geben. Gleichzeitig arbeitete er an der Konstruktion der neuen Ardea. Sein Wunsch war es, ein Einstiegsmodell zu behalten und den Aurelia im Katalog der Marke aus Turin zu unterstützen. Doch bei Lancia bedeutete "Einsteigermodell" nicht unbedingt das untere Ende der Skala, im Gegenteil. Der kleine Appia war gekennzeichnet durch die technischen Innovationen, die Lancia so sehr am Herzen lagen und die zu dieser Zeit für ein populäres Auto recht ungewöhnlich waren. Da Lancia nicht in der Lage war, mit dem Fiat-Giganten zu konkurrieren, wenn es um das Produktionsvolumen und damit um den Verkaufspreis ging, unterstrich Lancia ganz klar eine Raffinesse, an die sich die Kunden gewöhnt hatten.
Die zweite Generation des Appia, die in 1956 auf den Markt kam, hatte ein vorstehendes Heck, das ihm ein moderneres Aussehen als seinem Vorgänger gab. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © © Lancia D.R.
DER KLEINE AURELIA
Diese eher luxuriöse Limousine, sehr wendig und im Stil dem Aurelia B10 ähnlich, wurde gleich gut empfangen. Der Wagen erlebte eine zehnjährige Karriere, in der mehr als 109.430 Exemplare aller Versionen hergestellt und viele neue Modelle entwickelt wurden. Im gleichen Zeitraum wurde das geniale Lancia-Chassis auch führenden italienischen Karosseriebauern wie Pinin Farina, Vignale, Allemano und Zagato als bloße Plattform angeboten, die ebenso sportliche wie elegante Versionen anboten.
Die Grundversion des Appia verfügte über eine steife, leichte, selbsttragende Struktur mit unabhängigen Vorderrädern, Teleskopaufhängung und einem besonders schmalen (10°) V-förmigen 4-Zylinder-Motor mit Aluminiumzylinderkopf. Der Großteil der technischen Verbesserungen des Motors war das Werk von Vittorio Jano, einem produktiven und talentierten Ingenieur, dem Lancia viele seiner sportlichen Erfolge verdankte. Die Karosserie, die einen sehr großräumigen Fahrgastraum bot, verfügte weiterhin über gegenüberliegende Türen ohne Mittelträger. Die Gesamtsteifigkeit wurde durch die massiven, oben liegenden Träger und den großen Getriebetunnel erhöht.
Die dritte Serie des Appia unterschied sich durch den horizontalen Kühlergrill und hatte die charakteristischen, gegenüberliegenden Türen ohne Mittelträger. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
EIN NEUER ANFANG
Die zweite Generation des Appia wurde im März 1956 auf dem Genfer Automobilsalon präsentiert. Seine dreiteilige Karosserie war moderner, doch seine Persönlichkeit war weniger selbstbewusst als die des Vorgängers, so stark, dass man ihn fast mit einem neuen Modell verwechseln konnte. Der Radstand wurde um 3 cm verlängert und der Motor mit einem neuen Zylinderkopf und einem neuen Solex-32-PBIC-Vergaser wurde auf 43,5 PS gesteigert. Dieser Appia 2, entworfen von Professor Antonio Fessia, der gerade die technische Leitung von Lancia übernommen hatte, erwies sich bald als brillanteste und luxuriöseste 1.100er-Limousine, die es damals auf dem europäischen Markt gab.
Drei Jahre später, ebenfalls auf dem Genfer Automobilsalon, wurde die dritte und letzte Weiterentwicklung des Lancia Appia enthüllt. Ein markantes Merkmal war der horizontale Kühlergrill, der vom Flaminia übernommen wurde und den bis dahin verwendeten schildförmigen Kühlergrill ersetzte. Der Motor leistete nun 48 PS bei 4.900 U/min und ein maximales Drehmoment von 8,7 mkg bei 3.000 U/min. Der letzte Appia verließ am 27. April 1963 die Fabrik von Lancia in Borgo San Paolo, Turin, und wurde durch den neuen Fulvia ersetzt.
Mit dem Appia gelang Lancia ein bedeutender Durchbruch im Bereich der kleinen, volksnahen Automobile. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
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