Der Lancia Lambda hat den Automobilbau mit der Einführung der weltweit ersten selbsttragenden Monocoque-Struktur völlig verändert. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
Als der Lancia Lambda im Oktober 1922 auf dem 17. Pariser Automobilsalon präsentiert wurde, staunte das Publikum über seine Linienführung, die in starkem Kontrast zu den schwereren Modellen der konkurrierenden Marken stand. Die Optik des Lambda war ausgesprochen modern, mit einem spitz zulaufenden Heck, das durch einen Kofferraum verlängert wurde, der als Verstärkungskasten diente. Eines der Merkmale, das auf den ersten Blick sichtbar wurde, war die besonders niedrige Bo-denfreiheit, die den Eindruck von Flüssigkeit und Dynamik unterstreicht, der von der Gesamtheit aus-geht.
Der hintere Teil der Karosserie wird durch ein elegant geformtes Abteil erweitert, das sowohl als Kof-ferraum als auch als struktureller Verstärkungskasten dient. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
EIN AUSSERGEWÖHNLICHES DESIGN
Bevor der Lancia Lambda in den Gewölben des Grand Palais zu bewundern war, hatte er eine lange und schwierige Entstehungsgeschichte hinter sich, die aber vor allem durch mutige Forschung ge-prägt war. Mit seinem neuen Modell wollte Vincenzo Lancia wieder einmal innovativ sein und die Tra-dition der von ihm entworfenen Autos fortsetzen. Er hatte schon einige technische Erfolge auf seinem Konto, wie z. B. den Theta und den Kappa, die er nach dem Ersten Weltkrieg gebaut hatte, und sei-ne fruchtbare Phantasie ließ ihn ständig neue Ideen entwickeln. Der Lambda sollte ihm die Möglich-keit geben, zu experimentieren und Konzepte zu verwirklichen, an denen er seit mehreren Jahren gearbeitet hatte, wie die selbsttragende Struktur und die Vorderradaufhängung mit unabhängigen Rädern. Die acht Ingenieure des Lancia-Konstruktionsbüros im Turiner Stadtteil San Paolo arbeiteten 12 Stunden am Tag mit Begeisterung an den Projekten, die Vincenzo Lancia sich ausgedacht hatte. Das Ergebnis war revolutionär, und Ende des Sommers 1921 war der Prototyp fertig. Eine erste Test-fahrt wurde in den Straßen in der Nähe der Fabrik organisiert, woraufhin der Eigentümer selbst den Wagen von Turin nach Mont Cenis fuhr, begleitet von seinem treuen Testfahrer Luigi Gismondi. Mit dabei waren auch die Ingenieure Scacchi, Rocco und Cantarini, die mit der Entwicklung des 2,1-Liter-V4-Motors betraut waren. Der Lambda befand sich noch nicht in seiner endgültigen Phase, auch wenn seine selbsttragende Karosserie auf dem patentierten Konzept einer gekrümmten Hülle mit zwei Türen und einer offenen Motorhaube basierte. Während die Karosserie der ersten Entwürfe noch stark abgerundete Linien aufwies, nahm sie bei den Serienmodellen, die im März 1922 die Produktion verließen, immer mehr eine kantige Form an.
Diese Ansicht der Frontpartie zeigt die berühmte Einzelradaufhängung, die den hufeisenförmigen Kühler umschließt. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © © Lancia D.R.
INNOVATIVE LÖSUNGEN IM ÜBERFLUSS
Die Struktur des Lambda basiert auf einer Struktur aus 2 mm dicken, gepressten und vernieteten Stahlblechen. Die Seiten sind durch Querträger verbunden, die den Motor, das Getriebe, die Aufhän-gung und die Sitzflächen tragen. Diese Struktur trägt dann die Stahlplatten, die die eigentliche Ka-rosserie formen. Die Paneele sind auf Höhe der Türen durchbohrt und die Kanten dieser Öffnungen sind gesäumt, um die Steifigkeit zu erhalten. Der Kühlergrill an der Vorderseite in Form eines Hufei-sens wurde aus massiven Metallplatten zusammengesetzt. Er stützt den oberen Teil des vorderen Querlenkers und seine Steifigkeit spielt eine wichtige Rolle. In der Mitte und oberhalb des Bodens läuft ein bogenförmiger Tunnel durch. Hier wird die Antriebswelle zur Hinterachse geführt, wodurch die Bodenfreiheit des Autos gesenkt wird. Die neue Einzelradaufhängung stellte eine weitere Herausfor-derung dar, denn vorne wurden Trommelbremsen eingebaut, die beim Prototyp noch nicht vorhanden waren, und von verstärkten Kabeln betätigt wurden. Da der Vierzylinder-V-Motor besonders eng war, wurde das Kurbelgehäuse platzsparend unter der Motorhaube angebracht, während die Kurbelwelle und die Getriebesteuerung im Tunnel untergebracht wurden, der die Antriebswelle umschließt. Das Getriebe war nicht mit dem Motorblock verbunden, sondern an einem Querträger hinter dem Schwungrad verschraubt.
Auf dem Boden des Innenraums, unter dem Lenkrad, ist der Tunnel zu sehen, in dem sich die An-triebswelle befindet, die zum hinteren Differential führt. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
Der Lancia Lambda hätte den Titel "Königin der Straße" verdient, zwölf Jahre vor dem Citroën Trac-tion, denn seine Radaufhängung war ein perfektes Beispiel für Glätte und Balance. © IXO Collections SAS - Tous droits réservés. Crédits photo © Lancia D.R.
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